Urwald Pazifikküste

Wo war ich? Ja genau….

Am nächsten Tag hab ich dann bei glühender Hitze einen Ausflug in die Nachbar Ortschaft gemacht um heraus zu finden, dass es dort um nix mehr, das aber dafür kaum billiger gibt… Wie ich zurück komme bin ich knallrot und Carlos, einer von den Volunteers hier, schlägt vor zu einem zauberhaften Urwaldteich zu gehen.

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Der Platz ist echt wie im Märchen und begeistert wie ich bin Frage ich die Beiden sofort ob sie Lust haben am nächsten Tag ein Shiatsu Video zu machen. Ja klar, haben sie. Ich Frage noch ihre Chefin und organisiere alles nötige und als wir am nächsten Tag am Weg sind macht mich Carlos darauf aufmerksam dass sie eigentlich gerne Geld dafür hätten.

Sie sind ja Volunteers, “arbeiten” also gratis (nämlich eh nix). Immerhin sind hier 4 Volunteers die hier gratis schlafen dafür dass sie quasi mich, als einzigen Gast (und billig ist es hier wirklich wirklich nicht, überall anders zahl ich die Hälfte UND hab Bad und Dusche meistens MIT warmem Wasser IM Zimmer) mit Klopapier versorgen. Ich habe hier noch nie Klopapier gesehen. Aber klar, ich bin der Arsch weil ich die Unterkunft zahlen kann, also muss ich reich sein und kann Geld an sie verschenken.

Es gibt dann noch eine weitere Geschichte wo sie es 3 Tage nicht schaffen einen Trip in den Dschungel zu organisieren was Yeferson, ein junger Kolumbianer der im Gegensatz zum fließenden Englisch von Carlos kein Wort spanisch spricht, und kein Volunteer hier ist, in 20 Minuten schafft. Ich gehe am nächsten Tag die Führung machen und lade Yeferson, der ein junger, begeisterter, enthusiastischer Fotograf und Hobbybiologe ist, ein mitzukommen.

Er organisiert dankenswerter Weise einen frühen Start um 6. Mit gewaltigem Schlafmangel wache ich um 5:40 auf. Yeferson ist schon da und wir gehen zu Manuels Haus. Er wir uns heute die Mangroven und den Dschungel zeigen. Der Deal ist für ein Faultier Foto gibt es 20 und für ein Jaguar Foto 50 Dollar. Die ersten 2 Stunden vergehen damit dass Manuel versucht Benzin zu organisieren… Die nächste Tankstelle ist 2 Stunden mit einem schnellen Boot entfernt in Buenaventura….

Als es endlich los geht bereue ich nicht mehr geschlafen zu haben! Die ersten Fotos versemmel ich komplett, bei einem wunderschönen Tucan bin ich mit Objektivwechsel zu langsam und einen weiteren sehe ich einfach nicht – und die Beschreibung “den hellen baum bis zum dritten Ast nach oben” verstehe ich auf spanisch einfach nicht! Schade! Aber der Mangrovenurwald ist supergenial!

Genau wie ich es mir vorgestellt habe! Fast unwirklich! Wir steigen mehrmals aus dem Boot aus (hier ist hinterm Strand ein riesiger Mangrovenurwald) und gehen ein paar Meter. Irgendwann rutsch ich im Gezeitenmangrovengatsch aus und mach die Kamera dreckig. Yeferson opfert sein T Shirt für eine grobe Reinigung! Danke! Das werd ich nie vergessen! Und plötzlich frohlockt Manuel! Ein Faultier hängt über uns an einer Palme!

Am nächsten Tag packe ich schon zeitig. Ich reise 2 Tage früher ab weil die unbezahlten Hausangestellten anfangen mich zu mobben. Versteh ich auch irgendwie – sie machen hier gratis Urlaub und jetzt komm ich und sie sollen auf einmal…. Klopapier kaufen…. Kurz bevor ich aufs Moped zum Hafen am anderen Ende der hiesigen Welt fahren will steht Yeferson auf der Matte. Ich soll bleiben, wir müssen noch fischen gehen…

Mit Fotografieren ist jedenfalls nix mehr, die Kamera muss einmal zur Reinigung. Wir versuchen es mäßig erfolgreich in der Ortschaft mit Druckluft. Ich muss nach Cali ins Kamerageschäft. Ich weiß eh schon wo es ist….

Ich übersiedle in ein anderes billigeres Hotel und nach der Druckluftaktion ist die Flut schon zu hoch zum fischen gehen. Nachtfischen also. Am späten Abend fängt Yeferson mit einem zu einem Kescher umgebauten Kartoffelsack ein paar Shrimps in einem kleinen Bach während ich drei Schildkröten zähle. Der kleine Bach ist wie ein Aquarium! Eigentlich das Highlight des Tages, wenn auch leider ohne Kamera…

Nach einem kurzen Nickerchen ist Nachtfischen angesagt wo der Mangrovenfluss den Strand ins Meer durchbricht. Alles platscht, der Wasserstand ist perfekt. Ich werfe aus und noch bevor ich die Rute ablegen kann zappelt schon was! Ein kleiner Wels! Wir haben nur 4 Süßwassergarnelen also lass ich den gleich dran…

Die nächsten Stunden vergehen gemütlich in einer Tropennacht im Urwald (der leiser ist als erwartet… ab und zu knackst ein Ast, viel mehr ist hier nicht…). Bevor wir gehen beschließe ich die restlichen 3 Shrimps anzuködern. Zwei werden abgefressen und mit dem letzten fange ich noch einen Wels.

Ach ja… die beste Kamera ist die die man dabei hat, schon klar… und manchmal will ich auch die große Kamera echt nicht auspacken… aber die Qualität der restlichen Bilder in dem Post… naja, Handy eben…

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Todmüde kommen wir zurück. Ich schlafe bis etwa 11. Packe dann schnell die wenigen ausgepackten Sachen wieder ein, verabschiede mich von Yeferson und fahre mit dem Moped ans andere Ende der hiesigen Welt (“Straße”) – Juanchaco. Mit dem Boot geht’s wieder nach Buenaventura, die räudige Stadt und ich stürme ins erste Geschäft um mir Cola Zero und Marlboro Light zu kaufen, so was gibt es im Urwald nicht!

Dann geht’s zum Friseur, dem besten der Welt übrigens und mit dem Bus am Rio Danubio entlang zurück nach Cali wo ich in dem Hostel sitz wo ich schon war. Morgen bring ich die Kamera zur Reinigung und krieg ein Zimmer mit Fenster. :)